Aus der Geschichte

  • add200 Jahre Dekanat Geislingen

    Am 23. November 2010 feierte das Dekanat Geislingen seinen 200. Geburtstag.
     
    Geislingen an der Steige gehörte vor 1803 zur Freien Reichsstadt Ulm. Von dort wurde 1531 die Reformation eingeführt. Als erster evangelischer Stadtpfarrer ist Paul Beck überliefert. 1810 kam das Gebiet um Geislingen an Württemberg. Der König von Württemberg errichtete am 23. November 1810 das Dekanat Geislingen.
    Der erste Dekan war jedoch zunächst Pfarrer in Altenstadt (damals noch eine selbständige Gemeinde). Das Dekanat gehört zum Generalat Ulm, aus der später die heutige Prälatur Ulm hervorging.
    1833 wurde der Stadtpfarrer von Geislingen zum Dekan ernannt und der Sitz des Dekanats von Altenstadt nach Geislingen verlegt. Das Dekanat war identisch mit dem alten württembergischen Oberamt Geislingen, doch wurden seine Grenzen dann mehrmals verändert. Als das Oberamt Geislingen 1938 aufgelöst wurde blieb der Kirchenbezirk Geislingen bestehen
     
    Bei einer kleinen Feier sprach Karl-Heinz Bauer über die Situation in Geislingen um 1810.

    Festvortrag:

    Geislingen um 1810

  • addDie Geschichte der Kirchengemeinde Altenstadt

    Altenstadt gehört zu den Ursiedlungen dieser Gegend; das bezeugen ausgedehnte alamannische Gräberfelder mit reichem Fundgut. In der sonnigen, fruchtbaren Talaue am Filsknie mit reichlich Wasser mag sich ein Sippenführer mit seinen Gefolgsleuten, den „Giselingen“, niedergelassen haben; denn der ursprüngliche Name von Altenstadt lautete „Giselingen“.

     

    Die Geschichte der Kirchengemeinde Altenstadt

  • addDas Leben in der vorindustriellen Zeit

    Hoffen auf bessere Zeiten

     

    Der Oberamtsbezirk Geislingen trug bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts noch durchweg landwirtschaftliche Züge. Die Oberamtsbeschreibung von 1842 nennt als Hauptwirtschaftszweige Ackerbau, Viehzucht und Obstbau. Sie führt weiter aus: „Handel und Gewerbe sind nicht bedeutend.“

    Den Albbauern gedieh ihr Getreide nur mühsam auf karger, steiniger Krume und sie litten unter ständiger Wassernot. Die Talbauern bewirtschafteten zumeist nur kleine Anwesen und betrieben nebenher ein Hausgewerbe, um ihre Familien zu ernähren.

     

    Vortrag:

     

    Hoffen auf bessere Zeiten - das bescheidene Leben in der vorindustriellen Zeit

  • addWie kam es zum evangelischen Gottesdienst?

    von Karlheinz Bauer, ehemaliger Leiter des Geislinger Kulturamtes

     

    Verändertes theologisches Verständnis
     
     
    Die wachsende Kritik am Zustand des spätmittelalterlichen Katholizismus hatte die Reformation ausgelöst. Martin Luther lehrte, dass der Mensch vor Gott gerechtfertigt wird allein durch den Glauben und nicht durch fromme Werke. Nun war aber die gesamte katholische Frömmigkeit wie auch die Praxis der Kirche darauf ausgerichtet, dass der Mensch durch sittliche und religiöse Anstrengungen selbst an seinem Heil mitwirkte. Eine Kritik an dieser zentralen kirchlichen Lehrmeinung musste deshalb zwangsläufig zu fundamentalen Veränderungen im gesamten Leben der kirchlichen Gemeinden führen. Auch die Gottesdienstpraxis war davon betroffen.


     
    Die bedeutendste Änderung war für die Kirchengemeinden die Abschaffung der Messe. Die Reformatoren sahen in der Messe, speziell im Gedanken des Messopfers, menschliches Beiwerk. Nach reformatorischem Verständnis hatte durch den Opfertod Jesu Christi jeglicher Opfergedanke seine Berechtigung verloren. Eine weitere fundamentale Änderung war die Einführung des evangelischen Abendmahls in „beiderlei Gestalt“ (Brot und Wein).
     

    Wie schon vor der Reformation nahm der Gottesdienst auch weiterhin im kirchlichen Leben der Gemeinden einen breiten Raum ein. Er sollte aber nun in deutscher Sprache gehalten sein, blieb doch die lateinisch gesprochene oder gesungene Messe dem einfachen Gläubigen unverständlich. Im Zentrum des Gottesdienstes sollte die Predigt stehen; schrieb doch der Apostel Paulus: „So kommt der Glaube aus der Predigt“ (Röm. 10, 17). Auch die Ulmer Reformation, die das Kirchenwesen im Bezirk Geislingen veränderte, war von der Überzeugung getragen, dass die rechte evangelische Predigt den Glauben weckt und zur Verwirklichung des christlichen Lebens führt.

     

    Ulmer Kirchenordnung von 1531
     

    Die erste Ulmer Kirchenordnung nach der Reformation von 1531 hatte eine Fülle von Gottesdiensten an Sonn- und Werktagen vorgesehen. An den Sonntagen fanden jetzt zwei Predigtgottesdienste statt, am Vormittag der Hauptgottesdienst, am Nachmittag ein weiterer mit Predigt über den Katechismus. Anschließend wurden die Kinder abgefragt. Das Abhören des Katechismus wurde später auch auf die erwachsene Jugend ausgedehnt.
    An Wochentagen gab es tägliche Gottesdienste, für Donnerstag war zusätzlich eine Predigt vorgeschrieben. Sonst sollte gepredigt werden, wenn es dem Volk nützlich und von der Zeit her möglich sei. Die täglichen Gottesdienste hatte es schon vor der Reformation gegeben; diese Praxis entsprach der Gewohnheit der Gläubigen. Die Zahl der Abendmahlsfeiern wurde dagegen jetzt auf die kirchlichen Hauptfeste begrenzt.
    Neu eingeführt wurde in die Gottesdienste der Gemeindegesang mit deutschen Texten. Das deutsche Kirchenlied war nun ein wesentlicher Bestandteil des evangelischen Gottesdienstes. Vor der Reformation hatte die Gemeinde beim Gottesdienst nur eine passive Rolle gespielt; es war üblich gewesen, dass die gregorianischen Gesänge in lateinischer Sprache durch die Kleriker selbst gesungen wurden.
     

    Ulmer Kirchenordnung von 1747
     

    Im Jahr 1747 erließ der Ulmer Rat eine neue Kirchenordnung. An der Vielzahl gottesdienstlicher Angebote änderte sich wenig. Immer noch fünf Gottesdienste fanden in jeder Woche statt. Am Sonntag versammelte sich die Gemeinde vormittags zum Hauptgottesdienst, bei dem über die Evangelien gepredigt wurde. Für den Nachmittag war ein weiterer Gottesdienst mit Predigt über den Katechismus Luthers angesetzt. Dabei mussten die Kinder und Jugendlichen den Katechismus aufsagen. Dienstags war das ganze Jahr über um 12 Uhr Betstunde. Dabei sollte das Alte Testament Kapitel für Kapitel vorgelesen werden. Den Donnerstag beging man in der Zeit von Michaelis (29. September) bis Viti (Vitus, 15. Juni) als Bettag; die Gemeinde traf sich morgens um 8 Uhr zur Predigt über neutestamentliche Bücher, ausgenommen die Evangelien. Am Samstag fand man sich schließlich zur Vesper zusammen, die ursprünglich abends stattfand und später auf 12 Uhr verlegt wurde.
     
     
    Der sonntägliche Hauptgottesdienst lief nach folgender Ordnung ab:
     
    Zusammenläuten
    Gemeindelied „Komm, heiliger Geist, Herre Gott“
    Predigt
    Schuldbekenntnis der Gemeinde und Absolution
    Abkündigungen
    Kirchengebet und Vaterunser (als stilles Gebet)
    Gemeindelied
    Kollektengebet
    Segen
    Abendmahl (sofern es gefeiert wurde).
     

    Die Predigt durfte nicht mehr als eine Stunde dauern. Ihre zeitliche Dauer wurde in der Regel auf einer Sanduhr abgelesen. Der Besuch des Gottesdienstes war für jedes Mitglied der Gemeinde Pflicht. Der Staat sorgte für die Einhaltung. Dazu waren Kirchenaufseher bestellt, die kontrollierten, ob jemand fehlte. Versäumnisse wurden vom Amtmann, in württembergischer Zeit (seit 1810) vom Kirchenkonvent bestraft.
     
     
    Nach der Reformation wurde die Zahl der Abendmahlsfeiern auf vier (oder fünf) im Jahr verringert: (Palmsonntag), Ostern, Pfingsten, Michaelis, Weihnachten. Wer am Abendmahl teilnehmen wollte, musste sich dazu vorher beim Pfarrer anmelden; dies geschah meist im Anschluss an einen Gottesdienst in der Kirche oder in der Sakristei. Die Namen wurden in besondere Kommunikantenregister eingetragen. Diese Register sind in den Pfarrarchiven meist noch bis heute erhalten. Sie bilden eine wertvolle geschichtliche Quelle, weil sie den jeweiligen Bevölkerungsstand eines Gemeinwesens überliefern, zumal sich damals kein Gemeindemitglied vom Empfang des Abendmahles ausschloss. Die Anmeldung zum Abendmahl war in den Dörfern des Geislinger Bezirks teils noch in den 1950er Jahren üblich.

     

     
    Württembergische Kirchenordnungen
     

    Das Württembergische Gesangbuch von 1810
     
     
    Die Reichsstadt Ulm verlor als Folge der staatlichen Neugliederung im Zeitalter Napoleons ihre Selbständigkeit; das Ulmer Land wurde 1810 in das Königreich Württemberg eingegliedert.

    Was die Gottesdienste betraf, so fand eine Angleichung an die württembergische Tradition statt. Nun galten im Ablauf der Woche veränderte Gottesdienstfolgen:

    Am Sonntag fand am Vormittag der Predigtgottesdienst statt, am Nachmittag die Katechisation. Mittwochs traf man sich zur Betstunde und Verlesung eines Psalmes, freitags wieder zur Katechisation. Wenn am folgenden Sonntag Abendmahl stattfand, war am Samstag Vorbereitungspredigt und Beichte.
     
     
    Im Herzogtum Württemberg hatte sich in den Jahrzehnten nach der Reformation eine Mittelstellung herausgebildet, die als „oberdeutsche“ Version zwischen Wittenberg und Zürich, zwischen Lutheranern und Reformierten stand. Die württembergische Kirche erhielt zwar lutherisches Gepräge, ihr Predigtgottesdienst hatte aber die Form der deutschen (lutherischen) Messe ganz aufgegeben. Dennoch wäre es zu einfach, würde man sagen, lutherische Lehre und reformierten Gottesdienst hätte man bloß miteinander verbunden.

    Der reine Wortgottesdienst, wie er in Württemberg üblich geworden war, ging letztlich zurück auf die spätmittelalterliche Form des Prädikaturgottesdienstes. Der Predigt, der die Perikopen zugrunde lagen, ging ein kurzes Gebet mit stillem Vaterunser voran. An die Predigt schloss sich das allgemeine Fürbittegebet an mit lautem Vaterunser. Dem folgte der Friedensgruß oder Segen, wobei sich beim Segen die aaronitische Form (4. Mose 6, 24-26) durchgesetzt hat. Das sind alles Stücke, die bis heute die württembergische Predigt umrahmen.

    Der Gottesdienst der württembergischen Kirche nach der „Kleinen Kirchenordnung“ von 1553, die in die „Große Kirchenordnung“ von 1559 übergegangen war, bewahrte trotz geringer Wandlungen die einfachen Formen, in denen er schon 1536 unmittelbar nach der Reformation eingerichtet worden war, bis heute. Zur Abfolge des gesprochenen Wortes trat natürlich das Singen der Gemeinde, wobei es auch in Württemberg zum „Markenzeichen“ der Evangelischen gehörte, dass viel gesungen wurde; man sang vor allem viele Liedstrophen. Dabei spielten die evangelischen Choräle nicht allein in der Kirche, sondern auch in Schule und Haus eine bedeutende Rolle. Im Religionsunterricht legte man früher immer größten Wert darauf, dass schon die Kinder die Strophen der Gesangbuchlieder auswendig aufsagen konnten. Wie viele Menschen haben diese Texte ein Leben lang in Freud und Leid begleitet!

  • addDer Gottesdienst ist beständig und verändert sich doch

    Alfred Birker (1924 - 2020), ehemaliger Kirchengemeinderat an der Stadtkirche in Geislingen, im Gespräch
     

     

    Alfred Birker ist 1924 in Geislingen geboren. Dort ist er aufgewachsen, bei der Firma Hagmeyer in die Lehre gegangen, war Soldat im II. Weltkrieg und engagierte sich nach seiner Rückkehr aus dem Krieg ehrenamtlich in der Kirchengemeinde. In der Geislinger Stadtkirche wurde er getauft, konfirmiert und getraut. Sieben Dekane hat er erlebt. Ohne nachzudenken kann er die Namen aufzählen: Theophil Aichelin, Rudolf Brügel, Karl Knoch, Jakob Straub, Paul Lempp, Hermann Stahl, Gerlinde Hühn.
     
     

    Seine ersten Erinnerungen an den Gottesdienst sind die Feiertage, an denen ihn seine Eltern und Großeltern in die Kirche mitgenommen haben. Er erinnert sich an die Stadtkirche als eine sehr dunkle Kirche. Beheizt wurde sie nämlich mit fünf großen Kohleöfen. Diese hatte die Mesnerin Spring donnerstags anzufeuern, damit es beim Sonntagsgottesdienst nicht zu kalt war in der Kirche. Allerdings sei bei tiefen Außentemperaturen der Rauch aus dem Kamin in die Kirche zurück gedrückt worden.
     
     
    Beteiligung der Gemeinde beginnt zögernd
     
    Als Kind, so erinnert sich Alfred Birker, habe er den Gottesdienst als sehr lang empfunden. Dies habe sicherlich auch damit zu tun gehabt, dass die Gemeinde passiv eingebunden war. Die einzige Aktivität der Gemeinde war der Gesang. Die Pfarrer machten die Schriftlesung, Predigt, die Abkündigung, alles.
    Erst um 1950 wurde in Geislingen die Gottesdienstordnung geändert. Der Stadtkirchengemeinderat beschloss, dass der Altar nicht nur vor, sondern auch nach der Predigt benützt werden soll, und dass das Amen nicht vom Pfarrer gesprochen sondern von der Gemeinde gesungen werde. Beschlossen wurde ebenfalls, dass der Pfarrer die Hände erhebt beim Segenspenden und dass bei Taufen und Abendmahlsfeiern je zwei Kerzen auf dem Altar brennen.
     

     
    Die Gottesdienste während des Dritten Reiches erlebte Alfred Birker als wenig beeinträchtig. Samstags sei meistens militärische Ausbildung gewesen und sonntags war Gottesdienst. Den Konflikt zwischen Konfirmanden-Unterricht und Hitler-Jugend focht der damalige Pfarrer an der Pauluskirche, Gerhard Renner, mit seinem Sohn, der in führender Position im Jungvolk war, aus. Allerdings, so berichten etliche Geislinger, seien diejenigen immer bekannt gewesen, die im Gottesdienst saßen um zu kontrollieren, was gepredigt werde. Nach dem Krieg fanden Gottesdienste mit den estnischen Flüchtlingen statt, die Geislingen zugewiesen worden waren. Hier gab es in der Kirchengemeinde etliche Vorbehalte, denn für die Flüchtlinge waren Wohnungen in Geislingen beschlagnahmt worden. Noch bis in die 50iger Jahren wurden in der Stadtkirche Fürbittgottesdienste für Gefangene und Vermisste des II. Weltkrieges gehalten.
     

     
    An der Stadtkirche gab es vor und während des 2. Weltkrieges keine Theologinnen, aber bereits 1951 kam eine Vikarin nach Geislingen: Ruth Wöhr. Sie war eine begabte Theologin, hatte offenbar aber wenig Ausstrahlung im Umgang mit Menschen. Sie war bis 1975 in Geislingen. Auch Frauen im Kirchengemeinderat finden sich spärlich. Gertrud Gommel war in den fünfziger Jahren Kirchengemeinderätin an der Stadtkirche und erst Mitte der sechziger Jahre wurde Maria-Katharina Müller in den Kirchengemeinderat gewählt. 
     
     
     
    Das Gesangbuch verändert den Gottesdienst
     

    1953 ist das neue Gesangbuch herausgekommen – im roten Einband. Es war im zweiten Teil speziell auf die Württembergische Landeskirche ausgerichtet. Neu war in diesem Gesangbuch, dass alle Predigttexte der sechs Perikopenreihen abgedruckt waren. Viele ältere Gemeindeglieder bedauerten allerdings, dass „Macht hoch die Tür“ nicht mehr Lied Nr. 1 im Gesangbuch war.

    Im Laufe der Zeit entstanden viele neue Lieder. So kam 1971 das erste Heft „Neue Lieder“ heraus, in roter Umschlags-Gestaltung. Im Luther-Jahr 1983 wurde es mit dem lila gestalteten Heft II „Neue Lieder“ ergänzt. Wer am Sonntagmorgen die Kirche betrat, hatte oft ein ganzes Sammelsurium an Gesangbüchern und Heften zu nehmen. Denn die Änderung der Gottesdienst-Liturgie 1982 brachte noch ein grünes Heftchen „Psalmen für den Gottesdienst“ mit sich. Das gemeinsame Lesen eines Psalmes wurde in den Gottesdienst aufgenommen sowie das gesungene „Herr erbarme dich“.
    In dem neuen Evangelischen Gesangbuch, eingeführt in der Württembergischen Landeskirche am 1. Advent 1996, sind die Psalmen und die neuen Lieder integriert.

     

     
    Messe stößt auf Ablehnung
     
    Von 1946 bis 1958 war Karl Knoch Dekan in Geislingen. 1957 wurden neue Formen des Abendmahles in der Stadtkirche erprobt, unter anderem die Form der Lutherischen Messe. Bis dahin wurde das Abendmahl nur an Feiertagen angeboten und erst im Anschluss an den Gottesdienst gefeiert.

    Doch diese Umstellung kam für die Geislinger zu schnell. Während der Abendmahlsfeiern in Form der Messe verließen etliche Gemeindeglieder erbost die Stadtkirche, erzählt Alfred Birker. Sie seien doch nicht katholisch, war ihre Begründung. Nach Diskussionen im Kirchengemeinderat über „erbitterten Widerstand“ wurde die Gemeinde umsichtig eingeführt in die Lutherische Messe. Festgelegt wurde, das Abendmahl monatlich zu feiern.

    In den 60er-Jahren wurden Kirchengemeinderäte mit der Schriftlesung und der Abkündigung betraut. Fürbittgebete übernahmen Gemeindeglieder. Am Ende des Gottesdienstes kam das von der Gemeinde gesungene „Verleih uns Frieden“ hinzu. Beschlossen wurde, an den Weihnachts-Gottesdiensten als Abschluss das Lied „O du fröhliche“ zu singen und an Ostern „Christ ist erstanden“.
     
     
    Gottesdienste in verschiedenster Form und zu unterschiedlichster Uhrzeit
     

    Vor dem Krieg, so weiß Alfred Birker zu berichten, gab es in der Stadtkirche am Sonntag im Sommer einen Frühgottesdienst um 7.30 Uhr und den Hauptgottesdienst um 9.30 Uhr. Auch wurde ein Abendgottesdienst um 19.00 Uhr angeboten. Dieser wurde allerdings nicht gut angenommen.
     

    Der Konfirmationsgottesdienst von Alfred Birker war am 31. März 1939. Es waren 55 Konfirmanden, die alle an diesem Sonntag konfirmiert worden sind. Das Abendmahl wurde im Konfirmationsgottesdienst gefeiert. Der Gottesdienst dauerte dadurch auch recht lange. Es sei ein etwas schwächerer Jahrgang gewesen, erzählt er. In späteren Jahren waren es wieder mehr Konfirmanden, so dass an zwei Sonntagen Konfirmation gefeiert wurde.
     
    Erst 1950 beschloss der damalige Kirchengemeinderat, den Kindergottesdienst in die Stadtkirche zu verlegen. Bis dahin fand er im alten Luther-Haus statt. Zu dieser Zeit gab es einen Helferkreis mit 16 HelferInnen und die Anzahl der Kinder war zwischen 80 und 100.
     
    Die ersten Familiengottesdienste waren die Kinderkirch-Weihnachtsfeiern. Erst Ende der 60er Jahren begann im Kirchengemeinderat die Diskussion, mehr Familiengottesdienste im Jahr anzubieten. Gottesdienste für andere Zielgruppen wie Jugendliche entwickelten sich erst Ende der 70er-Jahre. Und Zweitgottesdienste wie die „Spätlese“ wurden in der Stadtkirche um das Jahr 2000 gefeiert.
     

    Kirchenmusik verändert sich
     
    Die Kirchenmusik in der Stadtkirche hatte immer eine bedeutende Rolle. Der Kirchenchor sang regelmäßig im Gottesdienst. Leiter war bis ins Jahr 1952 Musikdirektor Gustav Schneider. Hermann Rau sein Nachfolger. Es zeigte sich hier auch eine unterschiedliche Auffassung der Weiterentwicklung in der Kirchenmusik an der Stadtkirche. Hermann Rau gründete die Kantorei, in der viele ehemalige Kirchenchormitglieder nicht mehr mitsangen. 1965 wurde Helmut Walz Bezirkskantor an der Stadtkirche und 1974 Gerhard Klumpp. 2011 übernahm Thomas Rapp die Verantwortung für die Kirchenmusik. Der Gottesdienst in der Stadtkirche endet heutzutage nach dem Orgelnachspiel. Früher, so Alfred Birker, verließ die Gemeinde die Stadtkirche während des Orgelnachspiels. Noch 1965 lehnte der Kirchengemeinderat den Antrag von Kantor Walz ab, dass die Gemeinde beim Orgelnachspiel sitzen bleiben möge.

     

    Besondere Gottesdienste
     
     
    Der Gottesdienst nach Beendigung der großen Renovierung der Stadtkirche in den Jahren 1973 bis 1976 ist Alfred Birker besonders im Gedächtnis. Der damalige Ulmer Prälat Epting hielt die Predigt. Eingeladen waren auch die ehemaligen Dekane Karl Knoch und Jakob Straub.
    Eindrücklich waren auch die Friedensgebete in der Stadtkirche, die Ende der 80er-Jahre vor dem Zusammenbruch der DDR stattfanden.
    Zum Gustav-Adolf-Fest 1965 und 2009 in Geislingen war in der Stadtkirche jeweils ein besonderer Festgottesdienst mit vielen Gästen aus dem Ausland.

  • addSeelsorge im alten Geislingen

     

    Charakteristisch für die „gute, alte Zeit“, die es selbstverständlich nie gab, war der hierarchische Aufbau der Gesellschaft. Das öffentliche und private Leben beruhte auf der Ungleichheit der Menschen.


    Alte Städte hatten in der Regel drei Kirchen: Pfarrkirche, Arme-Leute-Kirche und Begräbniskirche. Dieser Fall traf auch in Geislingen zu. Die Stadtkirche in der Innenstadt diente vor allem der Bürgerschaft, die Spitalkirche in der unteren Vorstadt (ehemals am Wilhelmsplatz gelegen) den armen Leuten, und bei der (ehemaligen) Peterskirche in Rorgensteig fanden die Geislinger ihre letzte Ruhe.

    Seelsorge im alten Geislingen

  • addWie Geislingen evangelisch wurde

    Reformation in Geislingen

     

    Es war unausbleiblich, dass der reformatorische Brandherd in Ulm auch einen Funkenflug nach Geislingen bewirkte. Der Geislinger Stadtpfarrer Dr. Georg Osswald sah sich im Frühjahr 1526 veranlasst, gegen die evangelische Bewegung vorzugehen. Es war ihm bekannt geworden, dass auch in Geislingen schon Leute das Neue Testament besitzen und lesen.

     

    Vortrag:

    Wie Geislingen evangelisch wurde

  • addDer Geislinger Abendmahlsstreit

    In der Stadt Geislingen saßen seit 1651 vier herrschaftliche Beamte: der Obervogt, der Visierer, der Kornschreiber und der Zoller.

    Neben diesen Ulmer Beamten, welche im Städtchen die hohe Obrigkeit repräsentierten, gab es noch eine Reihe von Geislinger Dienstleuten, die unter der Aufsicht des Obervogtes spezielle örtliche Verwaltungsaufgaben wahrnahmen.

    Im Jahr 1782 brach in Geislingen ein Rangstreit aus, der die damals herrschende kleinbürgerliche Enge, die schon den Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart gestört hatte, trefflich spiegelt.

     

    Vortrag:

    Der Geislinger Abendmahlsstreit

  • addDie Margarethenkirche in Weiler ob Helfenstein

    Der Liber marcarum der  Diözese Konstanz von 1360- 1370 gibt die ersten schriftlichen Hinweise auf eine Kirche in Weiler.

    Dabei handelt es sich wahrscheinlich um einen Vorgängerbau am gleichen Standort.

     

    Die Margarethenkirche Weiler

  • addDie Pauluskirche in Geislingen

    Schon im Jahre 1914 war die evangelische Gemeinde im Geislinger Stadtteil Seebach so groß, dass man den Bau eines gottesdienstlichen Versammlungsortes andachte.

    Ein Bauplatz wurde gekauft und ein Architektenwettbewerb ausgelobt.

     

    Die Pauluskirche in Geislingen

  • addLeistungen der bürgerlischen Gemeinden in Ausscheidungsurkunden geregelt

    1887 erhält die Kirche rechtliche und finanzielle Selbstständigkeit. Stiftungsräte werden aufgelöst, Kirchengemeinderäte gebildet. Das kirchliche Vermögen wird von dem bürgerlichen Vermögen getrennt (Vermögensausscheidung).

     

    Mit diesen Ausscheidungsurkunden verpflichteten sich die bürgerlichen Gemeinden, sich am Unterhalt von Kirchtürmen, Uhren bzw. Glocken zu beteiligen.

     

    Leistungen der bürgerlichen Gemeinden in Ausscheidungsurkunden geregelt

  • addGeislingen - lokale Geographie der Schuld

    Wenn sich heute Neonazis mit sogenannten „Mahnwachen“ in Fußgängerzonen stellen, wie auch in Geislingen, und das angesichts der vielen Toten und Opfer des Nationalsozialismus, die uns aus dem Filstal bekannt sind, so müssen wir durch Erinnerung den rechtsextremen Ideologien entgegentreten.

     

    Es gibt in ganz Deutschland, auch in unmittelbarer Nähe hier im Filstal, Zeugnisse, die die Verbrechen der Nazis sichtbar machen und die wir nicht vergessen dürfen. Die Nazis haben in einer tödlichen Logik Menschen stigmatisiert und isoliert.

     

    Neonazis wiederholen, was damals geschah: sie isolieren und werten Menschen als minderwertig ab. Mit Grauen haben wir erlebt, dass bis heute immer wieder MitbürgerInnen von rechten Terroristen kaltblütig ermordet werden, nur weil sie einer anderen Rasse, Religion oder Nation angehören.

     

    Lokale Geographie der Schuld

  • addGeologie im Dekanat Geislingen

    Das Dekanat Geislingen liegt in einem geologisch höchst interessanten Gebiet des Geoparks Schwäbische Alb. Es ist faszinierend, sich das Entstehen der Landschaft klar zu machen.

     

    Geologie im Dekanat Geislingen

  • addAmstetten - Geschichte der Pfarrei

    Im Jahr 1275 erscheint die Pfarrei Amstetten erstmals in der urkundlichen Überlieferung. Dieser Umstand hat folgenden Zusammenhang: Auf der zweiten allgemeinen Synode von Lyon 1274 unter Papst Gregor X. wurde ein neuer Kreuzzug zur Verteidigung des Heiligen Landes beschlossen, der jedoch nicht zustande kam.

     

    Geschichte der Pfarrei Amstetten

  • addAmstetten St. Laurentiuskirche 500 Jahre

    1499 – das eingemeißelte Datum über dem Spitzbogenportal der Pfarrkirche St. Laurentius in Amstetten-Dorf verleitet dazu, wie auch im älteren lokalhistorischen Schrifttum gelegentlich geschehen, dieses Datum als Zeitpunkt der Entstehung der Kirche zu deuten. Dies ist jedoch nicht richtig.

     

    500 Jahre Pfarrkirche St. Laurentius in Amstetten-Dorf

  • addAmstetten - der lange Weg zur Friedenskirche

    Eine rege Bautätigkeit hatte dazu geführt, dass sich fernab vom historisch gewachsenen Dorf längst ein eigener Ortsteil entwickelt hatte, der allmählich auch ein eigenes Gewicht innerhalb des Gemeinwesens beanspruchte.

    Schon 1925 waren die Ortsteile Dorf und Bahnhof von den Einwohnerzahlen her gleich groß (Dorf 265, Bahnhof 264).

    Um die rasch wachsende Zahl der Bewohner von Amstetten-Bahnhof stärker in das kirchliche Leben zu integrieren, war notwendig, dort regelmäßige Gottesdienste einzurichten. Seit 1954 wurde einmal monatlich Sonntag abends im Gasthaus „Zum Rößle“ ein Gottesdienst gehalten.

     

    Der lange Weg zur Friedenskirche in Amstetten-Bahnhof

  • addJohanneskirche Gingen älteste Bauinschrift Deutschlands

    Was die evangelische Kirche in Gingen von allen anderen Gotteshäusern auszeichnet, ist die berühmte Bauinschrift, die älteste ihrer Art in Deutschland.

     

    Johanneskirche Gingen - älteste Bauinschrift Deutschlands

     

  • addGingener Kirchturmstreit

    In der Presse, in Funk und Fernsehen waren immer wieder Beiträge zum „Gingener Kirchturmstreit“ zu lesen und zu hören. Nicht alles, was dabei geschrieben und gesendet wurde, wurde der Angelegenheit gerecht.

     

    Worum geht es überhaupt bei diesem Streit und was ist eine Ausscheidungsurkunde?

     

     

    Der Gingener Kirchturmstreit

  • addDer Hausener Kirchenstuhl-Streit

    So mancher Konflikt vergangener Jahrhunderte erscheint uns heute nur noch merkwürdig. Wer vermag sich noch vorzustellen, dass man in früheren Zeiten um Sitzplätze in der Kirche streiten konnte?

    Die Kirche in Hausen an der Fils, die über 600 Jahre alt ist, hat einen solchen Streit erlebt. Er bewegte im Jahr 1860 die Gemüter in Hausen. Was war geschehen?

     

    Der Hausener Kirchenstuhl-Streit

  • addWie kamen die Evangelischen ins Lautertal?

    Nach der Beschreibung des Oberamtes Geislingen wohnte 1842 in Donzdorf ein Protestant, dazu kamen in Weißenstein 8, auf der Kuchalb etwa 10 und in Nenningen 18. Die ersten evangelischen Zuwanderer waren Knechte und Mägde, Land- und Wanderarbeiter, die auf den gräflichen Gütern oder sonst bei Bauern im Dienst standen.

     

    Wie kamen die Evangelischen ins Lautertal?

  • addWer war der Bamberger Reiter?

    Der Bamberger Reiter oder steinerne Reiter ist ein steinernes Reiterstandbild im Bamberger Dom aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und gehört zu den kulturellen Höhepunkten der späten Stauferzeit.


    Wer in dem Standbild dargestellt ist, wird kontrovers diskutiert. Viele Deutungen haben sich damit beschäftigt.

     

    Dekanin i.R. Gerlinde Hühn hat bei einem Konvent der Pfarrerinnen und Pfarrer des Kirchenbezirks Geislingen hierzu folgenden Vortrag gehalten:

     

     

    Wer war der Bamberger Reiter? Umstrittene Deutungen